Wie man diversen Medien entnehmen konnte, findet heute ein „Stadiongipfel“ in Graz statt. Unser Präsident Christian Jauk wird zusammen mit Bürgermeister Nagl diskutieren, ob und welche Möglichkeiten es gibt, dass Sturm das Stadion Liebenau übernimmt und der Stadt somit hilft, in den kommenden Jahren Millionen zu sparen. Man darf davon ausgehen, dass auch der Stadtrivale GAK Thema dieser Gespräche sein wird, da dieser durch den Aufstieg in die zweite Liga nun auch ein entsprechendes Stadion benötigt.

Zwei Stadien jahrzehntelange Realität

Noch 1996 hatten beide Vereine ihr eigenes Stadion in Graz. Sturm spielte in der Gruabn, der GAK im heute nicht mehr existierenden Stadion in der Körösistraße. 1997 mussten beide Vereine in das neu gebaute Liebenauer Stadion umziehen, was damals sicherlich einen infrastrukturellen Schritt nach vorne darstellte. Allerdings wurden schon zu jener Zeit Stimmen laut, dass die von der Stadt Graz erzwungene Ein-Stadion-Lösung in Zukunft eine Sackgasse sein und zu wirtschaftlichen Nachteilen für beide Vereine führen könnte. Wenige Jahre später wurde diese Frage durch den Konkurs des GAK teilweise aufgeschoben, die Situation war für Sturm als alleinigen Nutzer allerdings auch ohne die Problematik der Stadionteilung niemals eine befriedigende, konnte man in all den Jahren Liebenau ja nie als eigenes Stadion mit allen damit verbundenen Vorteilen (und auch Verpflichtungen) deklarieren.

Nun, 22 Jahre nach dem erzwungenen Umzug, stehen wir erneut vor der Situation, dass beide Vereine das Stadion Liebenau gemeinsam nutzen müssen, da die selbsternannte „Sportstadt Graz“ partout nicht in der Lage und schon gar nicht willens zu sein scheint, zwei Stadien mit Bundesligatauglichkeit zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle mag man einwerfen, dass die Vereine ihre Stadien doch selbst bauen und ansonsten schweigen mögen. Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig, da den Vereinen die Ein-Stadion-Lösung in den Neunzigern seitens der Stadt aufgezwungen wurde. Nun liegt es auch an der Stadt, dieses Unrecht von damals wiedergutzumachen.

Linz zeigt es vor

Wie das geht, zeigt die Stadt Linz gerade vor. Angesichts der Größe der Stadt sowie der sportlichen Situation der ansässigen Fußballvereine drängt sich der Vergleich zwischen Graz und Linz hier geradezu auf. Aktuell stellt sich die Linzer Situation so dar, dass derzeit ein bundesligataugliches Stadion vorhanden ist, der größere Verein LASK wie Sturm in der Bundesliga und der kleinere Verein Blau-Weiß, der in einem derzeit unzureichenden Stadion beheimatet ist, wie der GAK in der zweiten Liga spielt. Obwohl vor nicht langer Zeit erhebliche Investitionen in die Gugl getätigt wurden, werden sowohl die Gugl als LASK-Stadion als auch der Donaupark als Heimat von Blau-Weiß durch die Stadt quasi neu gebaut, um beiden Vereinen die ihnen zustehende eigene Heimat und damit eine gesunde wirtschaftliche Basis zu schaffen. Eine Übergangslösung, die sicherstellt, dass Blau-Weiß bis zur Fertigstellung des eigenen Stadions wenn notwendig auf der Gugl spielen kann, sichert den Verein auch hier ab. In Linz hat man die Zeichen der Zeit erkannt, welche Rahmenbedingungen für einen professionellen Fußballbetrieb erforderlich sind.

Sturmstadion Liebenau

Diese Lösung muss auch für Graz angestrebt werden! Sturm soll das Liebenauer Stadion übernehmen, was der Stadt kurz-, mittel- und auch langfristig Einsparungen in Millionenhöhe bescheren würde. Man kann es nämlich gar nicht oft genug betonen: Die Stadt Graz schreibt mit dem Liebenauer Stadion seit Jahr und Tag rote Zahlen im siebenstelligen Bereich! Durch diese Einsparungen der Stadt würden mehr als ausreichende finanzielle Ressourcen frei, um dem GAK in Weinzödl ein entsprechendes Stadion zu bauen.

Nur Gewinner

Alle würden gewinnen: Die Stadt – und damit der Steuerzahler – würden sich in Zukunft Millionen sparen, da die Betriebskosten der Stadien bzw. zumindest des Liebenauer Stadions nicht mehr gedeckt werden müssten. Zudem könnte die Stadt das in den Neunzigern an beiden Vereinen begangene Unrecht wiedergutmachen. Die Vereine hätten beide endlich eine Heimat.

Beide Vereine haben ein entsprechendes, adaptierfähiges Stadion, und zwar dort, wo sie es wollen. Auch im persönlichen Gespräch mit GAK-Fans („Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist!“) wird deutlich, dass diese gar nicht nach Liebenau wollen, sondern mit großer Mehrheit ein eigenes Stadion bevorzugen. Allein die derzeitige Situation zwingt sie derzeit nach Liebenau, die beim GAK teilweise spürbare Resignation hinsichtlich eines eigenen Stadions ist wohl ein Symptom von Jahren im Unterhaus gepaart mit angeborenem Österreichertum. Ein eigenes Stadion ist heutzutage notwendig, um wirtschaftlich und damit auch sportlich mithalten zu können und weder für Sturm noch für den GAK ist das eine unerreichbare Utopie! Wir weigern uns entschieden, aufgrund einer angeblichen Undrehbarkeit des Felds und einer windigen, natürlich unverrückbaren Naturschutzbestimmung (Weinzödl) oder stromkreisüberlastenden Grillern zum Würschtelbraten (Liebenau) die derzeitige unbefriedigende Situation für gottgegeben und unabänderlich zu erachten. Wo ein Wille, da ein Weg!

Natürlich verhehlen wir nicht, dass uns das Wohl von Sturm umtreibt und uns der GAK nicht so sehr am Herzen liegt. Nichtsdestoweniger gilt für den GAK aber auch, was für Sturm gilt: Dass ein geteiltes Stadion Liebenau langfristig kein gangbarer Weg für Graz als Heimat von 2 Profivereinen ist und beide Vereine wirtschaftlich eklatant schwächt!

Wenn der Ein-Stadion-Weg langfristig gegangen wird, wird das von manchen so ersehnte Grazer Derby wohl wirklich Realität, allerdings in einer anderen Liga, als diese sich das vorstellen. Wenn alle Beteiligten heute visionär in die Zukunft blicken und gemeinsam versuchen, eine entsprechende Lösung zu finden, wird es am Ende des Tages nur Gewinner geben und Graz kann sich in einigen Jahren hoffentlich wieder zurecht mit dem Titel „Sportstadt“ schmücken.